Der Glaube an eine gerechte Welt

“Die Gerechtigkeit ist also eine Mitte, freilich nicht auf dieselbe Art wie die übrigen Tugenden, sondern weil sie die Mitte schafft. Die Ungerechtigkeit schafft die Extreme.” (Aristoteles)

Was ist Gerechtigkeit und gibt es sie wirklich?

Nach Platon ist die Gerechtigkeit die oberste aller Tugenden, welche die drei anderen Kardinaltugenden - Besonnenheit, Tapferkeit und Weisheit - in sich vereint. Nach Platon sind der innere Zustand der Gerechtigkeit und Glück dasselbe - nur wer gerecht ist, kann glücklich leben. Dies wird genauso auf das gemeinschaftliche Leben im Staat übertragen. Denn auf der Grundlage des Gerechtigkeitsprinzips wird ein Idealzustand geschaffen, der Voraussetzung für das gute Leben aller Bürger ist.

Harmonische Einheit durch Gerechtigkeit

Gibt es Gerechtigkeit, dann erreichen Staat und Individuum eine harmonische Ganzheit, und nur Gerechtsein kann zum Glück führen.

Erleben von Ungerechtigkeit hat verheerende Folgen

Aus vielen gegenwärtigen Forschungen geht hervor, dass das Erleben von Ungerechtigkeit verheerende individuelle (Depressionen, Konflikte, Aggressionen), soziale und gesellschaftliche Folgen ( z.B. Proteste und Kriege) haben kann.

Menschen beschäftigt Gerechtigkeit

Tatsächlich beschäftgt sich jeder täglich mit Fragen der Gerechtigkeit wie z.B. -”Wieso wurde mein Kollege befördert und nicht ich?” oder “Warum muss ich immer mehr arbeiten, als andere?” Doch setzen sich Menschen nicht nur gedanklich mit Gerechtigkeit auseinander; sondern sie fühlen diese auch.

Gerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen des Menschen und das Streben danach ein fundamentaler Aspekt des Menschseins und des sozialen Zusammenlebens.

Gerechtigkeit ist erlernbar.

Über die letzten 20 Jahre wurden sehr viel Forschungen über das Erleben von (Un) gerechtigkeit gesammelt und viel Wissen hervorgebracht. Leider ist es der Wissenschaft noch nicht gelungen, dieses Wissen in Organisationen und die breite Öffentlichkeit zu tragen.

Der Glaube an eine gerechte Welt

Das psychologische Konzept “Glaube an eine gerechte Welt” von Melvin Lerner, ist eine individuelle Überzeugung, dass wir in einer Welt leben, in der man bekommt was man verdient (im Positivem wie im Negativen). Diese wichtige adaptive Funktion des Glaubens an eine gerechte Welt, lässt Individuen ihre Umwelt als stabil und geordnet wahrnehmen und erhöht so die wahrgenommene Kontrolle. Der Wunsch nach einer stabilen Umwelt macht Gerechtigkeit zu einer omnipräsenten Kraft im Leben der Menschen.

Individuen verteidigen ihren Glauben an eine gerechte Welt

Individuen verteidigen ihren Glauben an eine gerechte Welt, auch wenn sie mit faktischer Ungerechtigkeit in der Realität konfrontiert werden. Um ihre Überzeugung zu schützen, wenden sich Personen mit hoher Ausprägung gegen das Opfer (“victim derogation”) und machen dieses für das erlittene Schicksal (z.B. Gewalt, Vergewaltigung, Krankheit) verantwortlich.

Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden - Glaube als Copingstrategie

In neueren Forschungen konnten positive Zusammenhänge zwischen dem “Glauben an eine gerechte Welt” mit Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit festgestellt werden. So dient der Glaube an eine gerechte Welt als funktionale Copingstrategie, die gleichzeitig depressive Affekte bei Ungerechtigkeit verringert.

Förderung von gerechtem Handeln

Gerecht zu handeln, hat viele positive Auswirkungen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihre Führungskraft und ihre Organisation als gerecht wahrnehmen, zeigen eine größere Arbeitsleistung und mehr freiwilliges Zustatzengagement. Zudem steigt die Zufriedenheit mit Entscheidungen.

Die Wahrnehmung von Gerechtigkeit drückt sich durch

das Erleben postiver Emotionen aus.